Pharmakant:in
Nora, 20 Jahre, 1. Lehrjahr als Pharmakantin und Silvia, 20 Jahre, ausgelernte Pharmakantin
Traumberuf oder Notlösung?
Nora: Eine Notlösung war es sicherlich nicht. Aber ich habe auch nie einen Traumberuf gehabt. Da ich in der Schule Chemie hatte und das recht interessant fand, wollte ich dann, als ich mit der Schule fertig war, den praktischen Teil dazu machen. Silvia: Es war keine Notlösung. Ich kannte den Beruf auch schon, weil meine Tante in einem anderen Pharmazieunternehmen arbeitet. Dort habe ich ein Praktikum gemacht. Und weil mir das gefallen hat, wollte ich auch den Beruf erlernen.
Wie sieht euer Tag als Pharmakantin aus?
Nora: Ganz am Anfang der Ausbildung waren wir in jeder Abteilung erst mal eine Woche. Zum Beispiel in der Feststoffproduktion werden die Wirkstoffe und Hilfsstoffe einer Tablette zusammengewogen und danach granuliert. Und nachdem die Tabletten dann gepresst werden, bekommen sie noch einen Überzug. Danach waren wir im Azubilabor. Wir haben dort chemische Verfahren wie Analysen oder Titrationen und die verschiedenen Geräte kennen gelernt und einfach einen Überblick bekommen, wie in einem Labor gearbeitet wird. Das Azubilabor ist aber mehr eine Trockenübung. Nächste Woche kommen wir ins richtige Labor. Was dort abläuft, weiß ich noch nicht. Silvia: Ich bin im Technologie-Servicecenter. Wir machen hier die Klinikmuster zu einem Produkt, das schon auf dem Markt ist. Ich bediene zum Beispiel den Kapselfüller oder mache eine In-Prozess-Kontrolle (IPC). Dabei prüfe ich die Kapseln auf Gewicht und Zerfall.
Die größte Überraschung?
Nora: Man darf keinen Schmuck oder Piercings in der Produktion tragen. Das hat mich schon überrascht. Silvia: Es gab eigentlich keine Überraschung für mich, weil ich den Beruf durch mein Praktikum ja schon gekannt habe.
Eure Lieblingsaufgabe?
Nora: Noch macht mir alles Spaß. Was ich aber besonders interessant finde, ist die In-Prozess-Kontrolle. Das heißt, es werden regelmäßig Muster von Tabletten gezogen, um zu sehen, dass mit der Produktion auch alles stimmt. Silvia: Ich arbeite gerne im Technologie-Servicecenter. Das Tablettieren macht super viel Spaß. Dabei nimmt man die Pulvermischung – das Granulat – und gibt sie in die Tablettenpresse. Die Presse wird nach bestimmten Vorgaben eingestellt, das heißt, wie groß die Füllmenge sein soll, wie hart die Tablette sein soll und wie dick die Tablette sein soll.
Welche Kröten müsst ihr schlucken?
Nora: Man muss Schicht arbeiten. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Silvia: Manchmal kann es vorkommen, dass ich von sieben Uhr morgens bis halb sechs abends arbeiten muss, weil ein Vorgang so lange laufen muss.
Ohne was geht es nicht?
Nora: Man muss auf jeden Fall im Team arbeiten können. Silvia: Ja, ohne Teamarbeit geht es hier wirklich gar nicht. Man muss Hand-In-Hand arbeiten. Auch Fächer wie Chemie oder Physik müssen einem schon gefallen, denn Physik zum Beispiel ist Teil der Verfahrenstechnik. Auch das räumliche Denken und das schnelle Verstehen von Abläufen ist wichtig.
Wie viele Bewerbungen habt ihr geschrieben?
Nora: Ich habe nur vier Bewerbungen geschrieben. Ich wollte in den pharmazeutischen Bereich, und in der Umgebung gibt es ja nicht so viele Firmen in diesem Bereich. Silvia: Drei. Ich habe mich auch nur für eine Ausbildung als Pharmakantin beworben.
Euer Bewerbungstipp?
Nora: Ich habe Chemie als LK gehabt. Ich glaube, dass das ganz gut angekommen ist. Für das Vorstellungsgespräch ist es wichtig, dass man locker und freundlich ist. Silvia: Es ist nicht schlecht, in dem Bereich schon mal ein Praktikum gemacht zu haben. Denn dann kann man beim Bewerbungsgespräch von seinen Erfahrungen berichten und selbst fragen, ob es in der Firma genauso läuft.
Bald steinreich? Wie hoch ist der Monatsverdienst?
Nora: Die Ausbildungsvergütung ist schon relativ hoch im Vergleich zu anderen Ausbildungen. Man bekommt auch Schichtzulagen, zum Beispiel, wenn man morgens vor sechs Uhr anfängt. Silvia: Ich bin sehr zufrieden. Ich bekomme zu meinem Monatsgehalt auch noch eine Staubschutzzulage.
Und nach der Ausbildung?
Nora: Man hat schon viele Möglichkeiten. Vielleicht möchte ich auch nach der Ausbildung in dem Bereich etwas studieren gehen.
Silvia: Im Moment bin ich zufrieden mit meiner Arbeit. Ich möchte aber auf jeden Fall noch meinen Meister machen und danach vielleicht den Techniker.
Steckbrief Pharmakant/-in
Duale Ausbildung: 3 Jahre
Tätigkeiten: Industrielle Herstellung und Verpackung von Arzneimitteln, Laborarbeit, Prüfung von Kapseln und Klinikmustern
Arbeitsorte: in der pharmazeutischen Industrie, Chemieunternehmen, Berufsschule
Perspektiven: Meister/-in, Techniker/-in, Studium
Das solltest du mitbringen: Interesse an Naturwissenschaften, Spaß an Arbeit mit Maschinen, chemisches Verständnis, bereit sein in Schichtarbeit zu arbeiten
Alternativen: Medizinische/-r Fachangestellte/-r, Chemielaborant/-in, Chemikant/-in
Mehr im Netz:www.berufenet.arbeitsagentur.de