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Wirtschaftsinformatiker:in (BA)

Nicolas, 22 Jahre, 4. Semester Diplom-Wirtschaftsinformatik (DH)

Traumberuf oder Notlösung?

Meiner Meinung nach gibt es den Traumberuf nicht. In jedem Beruf gibt es Sachen, die man gerne macht und Sachen, die man nicht gerne macht. Es ist einfach der Beruf, in dem es mehr Sachen gibt, die ich gerne mache.

Warum hast du dich für die Duale Hochschule entschieden?

Weil ich es sinnvoll finde, das Studium mit praktischen Erfahrungen zu kombinieren. An der Uni studiert man nur und macht höchstens ein paar Praktika. An der DH studiert man richtig, und im Praxisteil arbeitet man bei einem Unternehmen mit.

Was steht bei dir auf dem Studienplan?

Die Hauptfächer sind Informationstechnik und Programmierung, Projektorganisation und Projektmanagement. Die wirtschaftliche Seite wird mit BWL, Betriebsbezogener BWL und VWL abgedeckt. Der Unterschied zur Uni besteht darin, dass es hier so was wie Klassenverbünde gibt. Beispielsweise gibt es Arbeiten, für die man sich in kleineren Gruppen zusammen findet. Auch sind zahlenmäßig die Kurse kleiner. Im Gegensatz zur Uni haben wir drei Monate Studium, dann drei Monate Praxis, immer abwechselnd. Jeweils am Ende der drei Monate Studium stehen Prüfungen an. Im vierten Semester sind wir sechs Monate im Betrieb. Nach diesem Semester macht man eine Assistentenprüfung. Das ist dann der Abschluss des Grundstudiums. Im fünften Semester macht man keine Prüfung und im sechsten kommen dann die Diplomprüfungen. Es ist alles sehr kompakt; man muss sich in jedem Fach viel Wissen in kurzer Zeit aneignen.

Was sind deine Aufgaben in der Praxis?

In allem unterstütze ich meine Kollegen in der EDV: von normalen täglichen Arbeiten wie Benutzerbetreuung, Hardware anschließen, Computer reparieren. Was darüber hinausgeht sind eigene Projekte, die ich dann bearbeiten muss. Z.B. muss ich unser Intranettelefonbuch neu gestalten und eine Datenbank dafür programmieren. Es gibt auch Aufgaben im wirtschaftlichen Bereich wie Marktumfragen.

Wie sieht dein Tag aus?

Ich fange morgens zwischen sieben und acht Uhr an. Dann schaue ich, was anliegt: Sind Mails gekommen? Gibt es irgendwelche Probleme? Muss was im Internetauftritt geändert werden? Dann fange ich mit meiner Arbeit an. Mein Betreuer unterstützt mich, ansonsten mache ich die Sachen selbst.

Was war neu für dich?

Das frühe Aufstehen kannte ich schon vom Zivildienst. Aber das selbständige Arbeiten an größeren Sachen hatte ich weder in der Schule noch als Zivi gelernt. Dort wird man überall an der Hand genommen und hier muss dann auch selbst die Verantwortung tragen.

Deine liebste Tätigkeit?

Am liebsten mache ich die Benutzerbetreuung. Wenn jemand ein Problem hat, dann helfe ich demjenigen weiter: das macht mir Spaß! Am Computer selbst sitzen und sich auf eine Sache konzentrieren ist oftmals sehr anstrengend. Daher freue ich mich immer, wenn jemand anruft und ich kurzzeitig was anderes machen kann. Das ist eine schöne Abwechslung. An der DH mag ich vor allem die wirtschaftlichen Fächer.

Was war bisher deine größte Herausforderung?

Nach drei Monaten innerhalb von zehn Tagen – wie beispielsweise nächstes Semester – acht Prüfungen zu schreiben. Das ist hart! Der Wechsel von der DH zur Arbeit und andersrum ist gut. Da freut man sich dann wieder aufs Arbeiten und umgekehrt. Der ständige Ortswechsel wiederum ist nicht so toll. Da muss man sich dann am Studienort eine Wohnung nehmen. Neue Sachen im Betrieb sind generell eine Herausforderung. Anstrengend sind die Anforderungen, die an einen gestellt werden. Wie das im Vergleich zu normalen Studenten an der Uni ist, weiß ich nicht. Ich kenne keinen, der das gleiche wie ich an einer Uni studiert.

Ohne was geht es nicht?

Man muss fachlich Interesse an wirtschaftlichen Abläufen und an Informatik haben. An persönlichen Voraussetzungen ist es wichtig, dass man Druck aushalten und sich auf den Punkt auf Prüfungen vorbereiten kann. Man muss aber auch Eigeninitiative zeigen: beispielsweise muss man sich selbst Sachen aneignen, wenn man ein eigenes Projekt bekommt. Dinge wie Projektmanagement – das man an der DH gelernt hat – kann und sollte man im Betrieb auch anwenden. So kommt dann auch der Bezug zwischen Theorie und Praxis zustande.

Wie viele Bewerbungen hast du geschrieben?

Vier. Ich war bei allen Vorstellungsgesprächen, alles war der gleiche DH-Studiengang. Ich hatte auch noch eine weitere Zusage. Eine Annonce hatte ich aus dem Internet, die anderen aus der Zeitung. Auf der DH-Seite gibt es einen Stellenmarkt, da werden auch die Firmen angezeigt, die schon einmal einen Studenten hatten.

Dein Bewerbungstipp?

Auf jeden Fall ehrlich sein, sich nicht verstellen. Ich hatte mich vorher natürlich übers Internet informiert. Es kommt aber auch auf die Firma an, was die will.

Bald steinreich? Wie hoch ist der Monatsverdienst?

Das Geld reicht auf jeden Fall. Ich bekomme den normalen Azubi-Lohn. Den kann man im normalen Bundesangestelltentarif nachlesen. Bei uns ist das so: die Leute, die bei Städten und Ämtern in der Verwaltung sind, die bekommen genau diesen Azubi-Lohn. Die, die in der freien Wirtschaft sind, bekommen mehr. Die bekommen auch Zuschüsse für Wohnungen und sonstige Zuschüsse. Kindergeld kommt auch noch dazu, wenn man das so mit seinen Eltern anspricht.

Und nach dem DH-Studium? Aufstiegschancen?

Ich weiß, dass die IT-Branche in Deutschland weiterhin wächst. Man kann alles machen, die komplette Bandbreite: vom normalen Programmierer bis hin zum Projektleiter für größere Projekte. Die Übernahmequote ist wohl auf dem Weg zu 70 Prozent. Die Gehälter an sich sind gut. Sie waren vor fünf bis sechs Jahren zwar mal höher – da ist man schon mal mit siebentausend eingestiegen. Mittlerweile ist das wieder auf vernünftige Größen zurecht geschrumpft. In der Regel liegen die Gehälter ab 2.000 € pro Monat direkt nach der Ausbildung. Aufstiegschancen gibt es. Man kann normaler Anwendungsprogrammierer oder Projektleiter werden. In jeder Firma kann man auch als EDV-Mitarbeiter arbeiten. Und wenn man eine Idee hat, die sich verkaufen lässt, kann man sich aber auch selbständig machen.

Steckbrief Diplom-Wirtschaftsinformatiker/in (DH)

Duales Studium: 6 Semester (3 Jahre)  

Tätigkeiten: Lösen von betriebswirtschaftlichen Problemen, Schnittstelle zwischen Management und IT-Abteilung  

Arbeitsorte: Unternehmen, die IT-gestützte Systeme entwickeln, duale Hochschule  

Perspektiven: Programmierer/-in, Projektleiter für IT-Projekte, Selbstständigkeit  

Das solltest du mitbringen: Verständnis für wirtschaftliche Abläufe, Spaß an Umgang mit EDV und Programmierung  

Alternativen: Fachinformatiker/-in, Informatikkaufmann/-frau, Duales Studium Immobilienwirtschaft

Mehr im Netz:www.berufenet.arbeitsagentur.de