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Streit schlichten

Carola, Cosima und Sarah sind Streitschlichterinnen an ihrer Schule, und sie sind überzeugt, dass man eine andere "Streitkultur" lernen kann.

Was macht ihr als Streitschlichterinnen?

Sarah: Wir versuchen, zusammen mit den Betroffenen Konflikte zu lösen. Wichtig ist, dass wir dabei lösungsorientiert vorgehen, das heißt, dass am Ende jede Partei mit dem Resultat zufrieden ist. Als Erstes verabreden wir mit jeder Konfliktpartei einen separaten Termin. Wir versuchen, möglichst objektiv auf die zerstrittenen Parteien zuzugehen. Um auf die Situationen vorbereitet zu sein, haben wir spezielle Kurse besucht, z. B. zum Thema "Aktives Zuhören". Dabei lernt man, wie man die Gefühle des anderen erkennen kann und während eines Gesprächs übermittelt.
Cosima: Von uns wird also keine Lösung vorgegeben, sondern wir erarbeiten sie gemeinsam.
Carola: Die Parteien sollen sich am Ende verstehen und offen für eine Lösung sein.

Wie lange seid ihr schon dabei und was hält euch bei der Stange?

Sarah: Also, ich wollte bereits in der fünften Klasse Streitschlichterin werden. Damals wurde mir aber abgeraten, weil die Streitereien meistens in der Unterstufe stattfinden und ich daher selbst noch zu jung für diese Aufgabe war. So bin ich erst Ende achte, Anfang neunte Klasse dazugekommen. Ich mache das jetzt seit drei Jahren. Interessant ist, wie viele unterschiedliche Arten von Streitereien es gibt. Dadurch ist die Tätigkeit sehr facettenreich. Menschen gehen sehr verschieden mit Konfliktsituationen um. Es gibt mir ein gutes Gefühl, dass ich Leuten mit dieser Arbeit helfen kann.
Cosima: Ich finde es schön zu sehen, wie sich Missverständnisse aufklären und sich die Leute wieder vertragen.
Carola: Ich glaube, dass es einem selbst viel bringt, wenn man beobachtet, wie sich die Leute streiten. Man kann dabei viel lernen und wendet selbst irgendwann eine ganz andere "Streitkultur" an.

Was war bisher eure größte Herausforderung?

Sarah: Schwierig ist es immer dann, wenn sich ein Streit bereits über Jahre hinzieht und die Fronten verhärtet sind. Man darf nicht vergessen, dass man bei den Streitschlichtungen Menschen mit verschiedenen Ansichten, Gefühlen und Erfahrungen vor sich hat. Da kann man nicht immer eine rationale Entscheidung treffen. Außerdem haben wir in der Schule ja auch eine gewisse erzieherische Funktion, die aber nicht so weit reichen darf, dass man gegen Eltern irgendwelche Anschuldigungen erhebt und ihnen Fehler vor Augen führt. Man sollte sich nicht in die Erziehung einmischen. Manchmal fällt es schwer, einen Mittelweg zu finden und manchmal bekommt man selbst Grenzen vorgeführt und muss erkennen, dass einem die Hände gebunden sind.
Cosima: Mir persönlich fällt sehr schwer, meine eigene Meinung für mich zu behalten. Schließlich agieren wir als objektive Vermittler. Man muss immer wieder sehr geduldig sein und Durchhaltevermögen zeigen, damit man am Ende eine Lösung findet.
Carola: Wenn wir an Grenzsituationen stoßen, beispielsweise wenn ein Mitschüler gemobbt wird, dann übernimmt eine Lehrerin den Fall im sogenannten Täter-Opfer-Ausgleich.